Die ehemalige Mandaukaserne in Zittau.


2022 habe ich in “Corona Zeiten” versucht eine sammlung anzulegen…
was haben wir eigentlich gemacht ? in all den jahren des engagements? für den erhalt des gebäudes ? was wurde diskutiert ? in der lokalen presse, in den versammlungen?

2015 sollte die ehemalige Mandaukaserne abgerissen werden.
Wir haben uns dagegen aufgelehnt.
wer war beteiligt ? was wurde bewirkt ?…

eine zusammenstellung…
hier das ergebnis…
leider nur ein anfang… ein zwischenergebnis, nebenbei erstellt. ergänzungen sind willkommen… sehr willkommen.
auch anregungen, verbesserungsvorschläge und sortieransätze. kontakt dazu im impressum unten.

es wird angeboten:

Eine Übersicht über alle bisherigen inhalte findet sich unten, jeweils am ende der seite.
benjamin pfefferkorn 2022, 2023, 2024

Ost-Berlin auf einem U-Bahnsteig | foto ca. 1978-80 | ©benjamin.pfefferkorn

• 2015 – 1

gegengutachten südturm


• 2015 – 2

“mandaupark 2030”

… architekt benjamin pfefferkorn … hat einen alternativen vorschlag. …artikel in der SZ-Zittau vom 19.11.15

Sächsische Zeitung vom 19.11.2015 Seite 7 / ZIT Zittau Lokales

Zittau. Der Stadtrat soll heute über die Vergabe der Planungsleistungen für den Rückbau der Mandaukaserne entscheiden. Außerdem wird über den Förderantrag für den Abriss gesprochen.
Architekt Benjamin Pfefferkorn aber will sich nicht mit dem endgültigen Abriss abfinden und hat einen alternativen Vorschlag. Er möchte die Mandaukaserne einfach einfallen lassen. Das meint der Berliner durchaus ernst, denn Ruinen haben nicht nur bei der Gestaltung von Landschaftsgärten eine lange Geschichte. Spätestens seit dem 18. Jahrhundert kamen sie als gestalterische Elemente zum Einsatz, sollten Gefühle der Erhabenheit und Einsamkeit erzeugen und an die Vergänglichkeit des Menschen und seiner Werke erinnern. In zahlreichen englischen Gärten wurden dazu sogar künstliche Ruinen als Staffage-Bauten neu errichtet. Pfefferkorn hat eine Vision: Ein romantischer Park von der Spittelkirche bis zu den beiden Torhäusern an der Friedensstraße mit monumentaler Ruine könnte nach seiner Ansicht ein weitreichendes Alleinstellungsmerkmal für die kulturelle Attraktivität von Zittau werden. Ein “Mandaupark” könnte nach dem Abriss der Plattenbauten bis Zittau-Ost erweitert werden. Er hält die Idee für schnell umsetzbar und die kostengünstigere Variante, ohne Millionen an Steuergeldern zu verschwenden. Die Mandaukaserne müsste dazu lediglich eingezäunt werden. Die Bauvorschriften verlangen, dass der Abstand des Zaunes vom Gebäude größer ist als die Gebäudehöhe. Das habe zur Folge, dass die Einfahrt des Kraftverkehrs einige Meter verlegt werden müsse, so Pfefferkorn. Außerdem empfiehlt der Architekt, das Gelände mit Pflanzungen aufzuwerten. Entstehen würde für vergleichsweise wenig Geld eine reizvolle Grünanlage. Der marode Charme der einstürzenden Kaserne, dass langsam von der Natur zurück erobert wird, wäre das “Samenkorn” für die Begrünung des Umfeldes.

Architekt will Mandaukaserne einfallen lassen

Pfefferkorn hat mehrere Häuser in Zittau vor dem Einsturz bewahrt und notgesichert. So konnte er das Fischhaus in der Inneren Weberstraße und das Zweikronenhaus auf der Neustadt retten. Er wünscht sich von den Verantwortlichen in der Stadt einen kreativeren Umgang mit dem baulichen Erbe. Schließlich sei die historische Architektur das einzige Pfund, mit dem Zittau wuchern könne, so der Architekt.
Bildunterschrift:
Die Mandaukaserne von oben. Die Stadt will den Bau im nächsten Jahr abreißen lassen. Luftbild: Jens Neumann

Von Mario Heinke

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• 2016

Notsicherung Flügel Nord

Die Heinzelmännchen der Mandaukaserne
Bauherr und Bauleiter stehen oft im Rampenlicht. Das Engagement der freiwilligen Helfer ist hingegen kaum bekannt.

Sächsische Zeitung – Zittau vom 21.12.2016, S. 15 / Lokales

Die Heinzelmännchen der Mandaukaserne
Bauherr und Bauleiter stehen oft im Rampenlicht. Das Engagement der freiwilligen Helfer ist hingegen kaum bekannt.

Es ist kalt und ungemütlich da oben. Uwe Preuß und Thomas Neumann arbeiten am offenen Dach der Mandaukaserne. Ziegel für Ziegel decken sie die offene Wunde, den Nordflügel wieder ein. Die Männer gehören zu einer Gruppe von 20 unermüdlichen Männern und Frauen, die seit Monaten viele Stunden ihrer Freizeit in oder auf der Mandaukaserne verbringen. Ehrenamtlich ohne Bezahlung und mit viel Enthusiasmus. Wird über das Baudenkmal gesprochen oder gestritten, dann fallen die Namen des Bauherrn Thomas Göttsberger und des Bauleiters Benjamin Pfefferkorn. Über die stillen Heinzelmännchen im Hintergrund ist hingegen nichts bekannt.

Uwe Preuß ist kein Dachdecker, er arbeitet in der Endkontrolle beim Automobilzulieferer Ibex im Gewerbegebiet Weinau und hat eine ganz besondere Beziehung zur Immobilie. Die Mandaukaserne ist ein Stück seines Lebens, weil seine Familie von 1981 bis 1985 darin wohnte. Für die anderen ist Preuß inzwischen der “Hausmeister der Mandaukaserne”, weil er so viel Zeit im Haus verbringt. Seine Mutter, Ellen Preuß, versorgt ihn und die anderen Helfer mit Kaffee und Kuchen. Sie erinnert sich an das Leben in der Mandaukaserne. “In den Wohnungen gab es kein Wasser”, erzählt sie. Wollte die Familie in der Zinkbadewanne ein Bad nehmen, musste das Wasser zuvor in Eimern aus dem Hausflur geholt werden, wo sich auch die Toiletten befanden, so die 69-Jährige. Am Wochenende spielten sich kuriose Dinge in der ehemaligen Kaserne ab. So klingelte nachts um eins öfters mal ein Offiziersschüler an der Wohnungstür und suchte ein Mädchen, das er zuvor in der Disco kennengelernt hatte, erinnert sich die Zittauerin. Wenn die Mädels früher sagten: “Ich wohne in der Mandaukaserne”, dann war es für die Verehrer eine Herausforderung, die Angebetete in dem riesigen Bau aufzuspüren, so Frau Preuß.

Uwe Preuß reicht Thomas Neumann den nächsten Ziegelstein. Die Männer sind ein eingespieltes Team und aus Sicherheitsgründen immer zu zweit auf der Baustelle unterwegs. Thomas Neumann kommt aus Spitzkunnersdorf, ist bei der Bundespolizei in Ebersbach, gelernter Tischler und engagiert sich seit März in der Kaserne. “Der langjährige Verfall und die Untätigkeit haben mich gestört”, versucht er seine Motivation in wenige Worte zu packen. Als im März die Notsicherung des Südturms begann, habe er gedacht: “Da musst du mithelfen”. Seither arbeitete er über 100 Stunden am Baudenkmal. “Die scheinbar unlösbare Aufgabe sehe ich als echte Herausforderung”, so der alleinerziehende Vater und ergänzt: “Egal, wie das Haus später genutzt wird, es muss jetzt gesichert werden”.
Nur wenige Meter neben Preuß und Neumann sägt ein Mitarbeiter der Zimmerei Jens Vogt aus Waltersdorf dicke Balken für den Dachstuhl zurecht. Ganz ohne professionelle Hilfe kommen auch die freiwilligen Denkmalretter nicht aus. Sechs Männer sind an diesem Freitagnachmittag auf dem maroden Dachboden zugange. Im Erdgeschoss schmücken Frank Brandt und Ellen Preuß indes den Weihnachtsbaum. Eine Weihnachtsfeier im warmen Aufenthaltsraum des Südturms gönnten sich die Helfer am vergangenen Wochenende. Eine Feierstunde mit viel Gemeinschaftsgefühl, Grammofon, Schellackplatten und einem bekannten Gast. Landtagsabgeordneter Stephan Meyer (CDU) folgte der Einladung des “Stadtforums Zittau” und nutzte die Gelegenheit zum Austausch. Meyer hatte die Vergabe der Fördermittel zur Notsicherung des Nordflügels ohne Nutzungskonzept öffentlich kritisiert. “In der Sache sind wir uns einig”, sagte er nach der Feier. Die Sicherung historischer Bausubstanz müsse deren Nutzung zum Ziel haben. “Es ist ein positives Aufbruchsignal, dass es nun ernsthafte Nutzungsabsichten gibt und so viele Freiwillige das Gebäude gesichert haben”, so der Abgeordnete anerkennend.
Ob die Nutzungspläne für die Mandaukaserne umgesetzt werden können, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Das Gebäude kann wohl nicht so lange warten, denn noch immer gibt es undichte Stellen im Dach und Schäden, so etwa zwischen Süd- und Mittelteil, wo bereits zwei Geschossdecken durchgebrochen sind.
Bildunterschrift:
Uwe Preuß und Thomas Neumann auf dem Dach der Mandaukaserne Zittau. Sie gehören wie Frank Brandt und Ellen Preuß (kleines Bild unten) zu einer Gruppe von freiwilligen Helfern, die regelmäßig an dem Denkmal arbeiten. Fotos: Rafael Sampedro

Von Mario Heinke


• 2018

“die fenstermacherin”

Renate Weber hat 187 Scheiben in der Zittauer Mandaukaserne gewechselt. Gehen wieder Spenden ein, macht sie weiter.
Seit mehreren Wochen verbringt Renate Weber viel Zeit in der Zittauer Mandaukaserne. Zwischen 8 und 15 Uhr arbeitet die 74-Jährige freiwillig und ehrenamtlich in der “Werkstatt” im Erdgeschoss des riesigen Gebäudes. Dort steht ein großer Tisch mitten im Raum. Auf dem liegt einer der unzähligen Fensterflügel, dessen Scheiben kaputt sind oder ganz und gar fehlen. Kaputte Scheiben in verlassenen Gebäuden gelten gemeinhin als Zeichen dafür, dass Verwahrlosung und Zerfall einsetzen. Renate Weber und andere Ehrenamtliche, die bei der Notsicherung der Mandaukaserne helfen, wollen genau dieser Wahrnehmung entgegenwirken. Die Rentnerin begann deshalb, zerschlagene Scheiben an der Vorderseite des maroden Gebäudes auszuwechseln. Der Ablauf ist immer derselbe: Als erstes schlägt sie gemeinsam mit Benjamin Pfefferkorn die kaputten Scheiben aus den Fensterrahmen. Der Berliner Architekt hilft immer, wenn es kompliziert oder schwer wird. Er misst auch die Größe der Fenster fachgerecht aus und bestellt die neuen Scheiben. Renate Weber reinigt indes die alten Fensterrahmen und ölt diese ein. Die neue Scheibe setzt der Architekt dann mit Glaserecken in den Rahmen. “Das kann ich nicht. Ich hab Angst die Scheibe kaputtzumachen”, sagt die ehemalige Deutschlehrerin. Sitzt die neue Scheibe im Rahmen, rollt sie den Fensterkitt zu dünnen Würstchen. Die Würstchen drückt sie dann vorsichtig mit dem Kittmesser zwischen Fensterrahmen und Scheibe ein. “Das geht nur mit sehr viel Fingerspitzengefühl”, sagt Grundstücksbesitzer Thomas Göttsberger anerkennend. Den genauen Ablauf der einzelnen Arbeitsschritte entnahm die unentwegte Helferin einem Anleitungsvideo aus dem Internet.

FreitagSZ vom 10.08.2018, S. 1 / Lausitz

Die Fenstermacherin

187 kaputte Fensterscheiben hat Renate Weber inzwischen gewechselt und zusätzlich auch unbeschädigte Fensterflügel nachgekittet. 30 Kilogramm Fensterkitt verarbeitete die Zittauerin in den vergangenen Wochen. Nun ist das Geld alle. Das Material wurde bislang mit den zahlreichen Spenden finanziert. “Wir warten jetzt ab, bis Spenden eingehen, dann machen wir weiter”, sagt sie. Renate Weber zieht auch selbst mit der Sammelbüchse los oder häkelt für die Mandaukaserne, damit wieder Geld reinkommt. Sammelbüchsen für die Notsicherung stehen in der Kammbaude in Oybin-Hain sowie in Zittau beim Herrenausstatter Gullus, in der “Büroklammer”, bei “Blumen am Rathaus” und im “Modeexpress” in der Inneren Weberstraße. Ein Gang um die Mandaukaserne genügt, um zu erkennen, dass dieses monströse Haus am Martin-Wehnert-Platz ein Fass ohne Boden ist. Mit den 187 Scheiben hat die unermüdliche Rentnerin schätzungsweise 20 Prozent der kaputten Fenster wieder flott gemacht. Da wartet noch sehr viel Arbeit auf die Helfer, jedes der großen Doppelfenster hat 16 Scheiben. “Die Mandaukaserne ist eine Art Aushängeschild, sie wird als erstes wahrgenommen, wenn Gäste aus den Nachbarländern in die Stadt kommen”, sagt Göttsberger. Der Ostritzer freut sich deshalb über das bürgerschaftliche Engagement der 15 freiwilligen Helfer, die in regelmäßigen Abständen Reparaturarbeiten an dem alten Gemäuer durchführen, um den weiteren Verfall zu stoppen, auch wenn die Frage nach einer künftigen Nutzung des Baudenkmals weiterhin ungeklärt ist.

Von Mario Heinke


• 2019

Sicherung des mittelbaus, zu dritt, 3 Mann : Andreas Karger, Tomek Schmeisser und benjamin pfefferkorn. Manchmal mit helfern: Uwe Preuss, Frank Brandt und freunde. Alu-Rollgerüst: Alexander Junge, Ostritz. Materialkosten von ca. 30.000 euro: Thomas Göttsberger.

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