Hans Narva . kommen und gehen


Hans Narva

„Kommen und Gehen“ – Das Sechstädtebundfestival! und die Mandaukaserne!

Das „Kommen und Gehen“ ist ein Klassik-, aber kein klassisches Musikfestival!

Es ist Tummelplatz für lautes und mächtiges, virtuoses und rasantes, stilles und kleines Musizieren. Ob als Bühne oder Begegnungsraum, Laboratorium oder Schatzkammer: 
Das „Kommen und Gehen“ öffnet Ohren neu ‑ nicht nur für Musik. Begegnungen und schöpferische Kooperationen zwischen Musiker*innen unterschiedlicher Stile, kreative Auseinandersetzung mit dem regionalen kulturellen Erbe und aktuellen Fragestellungen, partizipative Workshop-Angebote im interkulturellen Kontext und Kooperationen mit Kultur- und Bildungsträgern der Region bieten mehr als reine Konzerterlebnisse.

Die Oberlausitz ist schon immer ein Raum des Kommens und Gehens, des Austausches von Kultur und Wirtschaft. Im 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt, lag sie seit dem Mittelalter im Spannungsfeld polnischer, böhmischer und brandenburgisch-preußischer Interessenpolitik. Vor mehr als 650 Jahren schlossen sich Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban (heute: Lubań), Löbau und Zittau zum Sechsstädtebund zusammen. So schufen sie ein bedeutendes lokales Bündnis, das einer kulturellen und wirtschaftlichen ‚Kreuzung‘ im europäischen Kulturraum gleichkam. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte brachte die Oberlausitz bekannte Persönlichkeiten hervor: Forscher wie Jakob Böhme und Rudolf Herrmann Lotze, Komponisten wie Andreas Hammerschmidt und Heinrich Marschner oder Denker wie Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und Christian Gottlieb Prieber stehen bis in die Gegenwart für das schöpferische Potential der Oberlausitz. 

Heute ist die Oberlausitz Teil einer Kulturlandschaft im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien in der Mitte Europas. Lebendige Städte mit historischen Altstädten, die sorbische Kultur, die Via Regia, das Zittauer Gebirge, die Nähe zum Iser- und Riesengebirge sowie die Nachbarschaft der Städte Wroclaw, Prag und Dresden machen die Region auch touristisch attraktiv. Dennoch zählt die ländlich geprägte Region wirtschaftlich zu den strukturschwächsten der Bundesrepublik und leidet unter den infrastrukturellen Folgen des demografischen Wandels. Wer hier wohnt, nimmt diese Probleme jedoch auch als Herausforderung wahr, das historische und moderne Potential der Region für eine zukunftsweisende Entwicklung ihrer Heimat zu nutzen. 

Die Wiederbelebung der Mandaukaserne ist für das „Kommen und Gehen“ – Das Sechstädtebundfestival! ein zentraler Wunsch der eigenen Kulturpolitik. Sie bietet, saniert, Möglichkeiten für Begegnungen, Austausch oder Präsentationen. Gleichzeitig ist sie Kulisse für Film, Konzert oder Illumination, Wahrzeichen und bietet mit ihren aufreizenden Türmen Ausblick, Einblick und lädt zum visionieren ein! Als Festival, dass sich der kulturhistorischen Geschichte der Oberlausitz annimmt, wäre das Bespielen der Mandaukaserne, egal ob  kulturell oder verwaltungstechnisch, ein starkes Signal in die Region und darüber hinaus! Das Zusammenführen von alt und modern, von Klassik und Pop, von geschichte und Gegenwart, dass würde in den Räumen der Mandaukaserne eine warme Aufregung erzeugen und erfahren. Als symbolträchtiges Gebäude, in alle Richtungen gewandt, könnte die Wiederbelebung der ehemaligen Kaserne auch für den Aufschwung einer Region stehen, die vor kurzer Zeit noch als Palliativgegend galt. Dezember 2022


https://www.kommenundgehen.org/