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Prof Uwe Altrock email vom 5. September 2021

Sehr geehrter Herr Göttsberger,

wir haben lange nichts voneinander gehört. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, hoffentlich sehr gut. Ab und zu bin ich immer mal wieder in Zittau, und ich bedauere, dass es bislang noch nicht gelungen ist, die Mandaukaserne aufzuwerten. Die Gründe kenne ich im Detail nicht – ich habe nur lose vor einigen Jahren den gescheiterten Versuch verfolgt, mit Mitteln des Bundes eine Sanierung voranzutreiben.

Mir liegt das Gebäude noch immer sehr am Herzen, und eigentlich auch Zittau. Daher wollte ich Sie auf zweierlei aufmerksam machen, das vielleicht in der einen oder anderen Weise einen Anstoß oder eine Inspiration bei der weiteren Erneuerung und Revitalisierung darstellen könnte:

https://ourworldindata.org/cheap-renewables-growth

Hier handelt es sich um einige sehr beeindruckende Analysen und Grafiken über die eigentlich bekannte, in ihrem Ausmaß aber dann doch verblüffende Erfolgsgeschichte des Preisverfalls für die Herstellung von regenerativem und insbesondere Solarstrom. Die Quintessenz ist, dass Solarstrom heutzutage eigentlich die preiswerteste Energieform ist. Ich habe gehört, dass auf einem Güterbahnhofsgelände in Zittau auch schon ein Investor Solarstrom generiert. Angesichts der Herausforderungen, die die Sanierung der Dachfläche der Mandaukaserne bietet, und deren Größe, denke ich, dass es doch eine absolut wahnsinnige Chance wäre, die gesamte Dachfläche mit PV-Modulen zu bestücken und das alles mit einer Sanierung des Dachs zu kombinieren – wer weiß, wie viele Fördermittel es dafür geben könnte, und überdies wird dadurch ja die Nutzbarkeit des Gebäudes selbst verbessert, und es entstehen keinerlei Einschränkungen für eine künftige Nutzung. Ich denke auch, dass man das durchaus so gestalten könnte, dass das denkmalverträglich wäre, nicht zuletzt auch deshalb, weil man die Dachoberseite wegen der Höhe des Gebäudes ja nur von ganz wenigen Punkten in der Stadt sieht. Und hinzu kommt noch, dass der riesige Innenraum des Gebäudes unglaublich viele Möglichkeiten böte, Stromspeicher jeglicher Art einzubauen, so dass man das Gebäude eigentlich als eine Art Energiezentrale (für die Hochschule, die Stadtwerke …) nutzen könnte. In Berlin sehe ich immer Busse, die als Modellversuch komplett elektrisch fahren. Nun ist sogar der Bushof der KVG direkt neben der Mandaukaserne. In meinen kühnsten Träumen könnte ich mir Zittau sogar als Modellprojekt für die Elektrifizierung einer Busflotte nicht in einer Metropole, sondern im eher ländlich geprägten Raum vorstellen, und der Strom vom Dach der Mandaukaserne könnte direkt zum Laden der Busse dienen … Auch hier könnte man sich Fördermittel vorstellen. Wäre das nicht ein Gedanke, den man weiterspinnen könnte oder gar sollte?

https://www.tagesspiegel.de/berlin/hoffnung-fuer-alte-tuchfabriken-in-der-lausitz-der-stoff-aus-dem-die-traeume-sind/27560322.html
Ein Mut machender Artikel über eine Frau, die in Forst die alten Tuchfabriken Stück für Stück revitalisieren möchte. Vielleicht kann man sie ja mal nach Zittau einladen oder mit ihr kooperieren.

Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn in einer solchen Richtung – oder natürlich auch einer ähnlichen – doch noch eine Revitalisierung der Mandaukaserne in der nächsten Zeit gelänge.

Mit freundlichen Grüßen,

Uwe Altrock